Die Bedeutung von Tageslicht

Ende Oktober haben wir wieder auf die Winterzeit umgestellt, Normalzeit wäre aber eigentlich der korrektere Begriff. Die Fragen rund um die positiven Effekte der Sommerzeit haben zu Diskussionen geführt, bei denen in der Öffentlichkeit, der Politik und der Forschung zeitweise durchaus unterschiedliche Standpunkte vertreten wurden.

Jene von uns, die sich mit biologischen Rhythmen und Lichtforschung beschäftigen, sehen deutliche Gründe für die Beibehaltung der Normalzeit anstelle der Sommerzeit über das ganze Jahr. Die meisten Menschen merken, dass Licht uns sofort mehr Energie gibt und uns wach macht. Diese positiven Effekte hängen mit der Fähigkeit von hellem Licht zusammen, das Aktivierungssystem des Gehirns zu aktivieren.

Einen "Lichtimpuls" am Nachmittag zu erhalten, kann zu einer aktiven Freizeitgestaltung nach der Arbeit, auch im Freien, beitragen. Dies ist ein Vorteil der Sommerzeit mit helleren Abenden im Frühjahr und Sommer.

Der Lichtforscher versucht aber auch vorherzusagen, was mit uns im weiteren Verlauf des Jahres passiert. Aus dieser Perspektive müssen wir uns vor Augen halten, dass Licht neben der Beeinflussung unseres Aktivierungssystems auch die Regulierung der 24-Stunden-Rhythmen beeinflusst. Die 24-Stunden- oder zirkadiane Regulation ist Teil eines langsam wirkenden Einflusses von Gehirnprozessen, bei denen die Lichtexposition an einem Tag den zirkadianen Rhythmus am nächsten Tag beeinflusst.

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Der zirkadian Rhythmus ist grundlegend und wichtig für uns, um tagsüber bei der Arbeit konzentriert zu bleiben und nachts Erholung zu finden. Bei einer Störung des zirkadianen Rhythmus werden wir müde, haben möglicherweise Schlafprobleme und zeigen schlechtere Leistungen. Normalerweise sorgt der Tageslichteinfluss im Frühling und Sommer in nordischen Breiten dafür, dass unser zirkadianes System richtig funktioniert.

Etwa 80 % der Jahresenergie der Sonne erreicht uns in der Zeit von März bis August. In der Periode September-Februar erhalten wir nur 20 %. Dies führt zu einer erhöhten Müdigkeit. Besonders Gruppen, die sich wenig im Tageslicht aufhalten (< 2 Stunden), haben Probleme. Risikogruppen sind jüngere Menschen, besonders Frauen und ältere Personen.

Der Mangel an Tageslicht beeinflusst die zirkadiane Regulation und der 24-Stunden-Rhythmus wird nach hinten verschoben. Die Schlafenszeit verzögert sich und der Schlaf wird verkürzt. Um rechtzeitig für Arbeit oder Schule wach zu sein, muss dann der Wecker gestellt werden. Schlafdefizit, zirkadiane Störungen und verschlechterte Stimmung sind dann häufig zu beobachten. Auch Medikamenteneinnahme nimmt bei Gruppen mit geringer Tageslichtexposition deutlich zu.

 

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Um in einen tageslichtorientierten Rhythmus bzw. in einen vorauseilenden Rhythmus zu kommen, ist morgendliches Licht notwendig. Dazu ist interessant zu wissen, dass der Effekt von Licht am Nachmittag deutlich geringer ausgeprägt ist. Abendlicht trägt nicht unbedingt dazu bei, die Morgenfitness im Alltag zu fördern. Dies ist der Grund, warum die Normalzeit für uns, die wir in nördlichen Breitengraden leben, von Bedeutung ist. Die Normalzeit gibt uns eine zusätzliche Stunde Tageslicht während der Morgenstunden im Herbst und Winter. Ein Beispiel: Würden wir in Stockholm im Winter die Sommerzeit annehmen, würde die Sonne an 70 aufeinanderfolgenden Tagen nach 09:00 Uhr aufgehen. Bei Beibehaltung der Normalzeit würde die Sonne nie nach 09:00 Uhr aufgehen.

Aber selbst, wenn die Normalzeit das richtige Rezept für die Gesundheit ist, wissen wir, dass es trotzdem zu Tageslichtknappheit kommt. Dann wird es wichtig, bereits vormittags mit künstlichem Licht zu unterstützen. Bereits beim Frühstück ist das hilfreich. Das morgendliche Licht aktiviert das Gehirn, es signalisiert dem Gehirn, die Nacht abzuschließen und der zirkadiane Rhythmus wird auf den Morgen ausgerichtet. Der Weg zur Arbeit und zur Schule bei Tageslicht ist von großer Bedeutung, ebenso wie die Möglichkeit, in der Nähe eines Fensters zu sitzen, um die Helligkeit des Tageslichts einzufangen.

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Für diejenigen, die keinen Zugang zu Tageslicht haben, können mit Hilfe der Beleuchtungsindustrie eine Reihe von unterstützenden Maßnahmen getroffen werden. Eine Option ist eine individuell gesteuerte Zusatzbeleuchtung am Arbeitsplatz, helle Beleuchtungsoptionen in Ruhezonen und Besprechungsräumen sowie eine erhöhte Umgebungsbeleuchtung am Arbeitsplatz. Eine höhere Leuchtdichte birgt jedoch die Gefahr, dass Blendung, Flimmern und unangenehme Kontraste zunehmen können, dies muss sorgfältig bewertet werden. Außerdem sollten die Beleuchtungslösungen auch an besondere Bedürfnisse angepasst werden, zum Beispiel aufgrund des Alters oder einer individuellen Lichtempfindlichkeit. Es ist vielleicht noch zu früh, um ganz exakte Empfehlungen zu geben, aber die Forschung geht weiter und orientiert sich in Richtung der Verwendung von mehr biologisch orientierten Maßeinheiten wie melanopischem Lux oder zirkadianer Stärke.